fragt mich der Newsletter von ada – Mit Gedanken für die Welt von Morgen. Und die Magazin-Ausgabe von ada legt mit dem Titel gleich nach. Digital auf dem Schirm und haptisch auf dem Desk fühle ich mich direkt aufgefordert, mein aktuelles Lebensthema zu beleuchten. Mit Blick auf Zukunft.

Meinen festen Job im öffentlichen Dienst habe ich gerade nach vielen Jahren bei meiner letzten „Dienstherrin“ gekündigt. Genauer deren tiefwirkender Verstetigung hierarchischer Strukturen. In denen Arbeit für Menschen weiterhin fragmentiert und verwaltet wird. Statt diese mit Menschen, ihren Kompetenzen und Potenzialen gleichberechtigt zu gestalten. Wem genau nützt eine auf diese Art organisierte Arbeitskultur? … Wer nach Antworten sucht, schafft Aufklärung über Machtfragen und Zukunft für eine neue Arbeitswelt. Darum mache ich mich wieder auf. Ohne „goldenen Handschlag“. Dafür ausgestattet mit den Reaktionen der Nahen und Fernen, die von „mutig“, „fantastisch“ bis „glaubst du wirklich in deinem Alter, in diesen Zeiten …“ oder Still-Sein changieren .

Was mich tatsächlich nachdenklich macht: Lebensphasen-Modelle verorten mich heute in den „Jahren der Ernte“ oder des „zweiten (?) Aufbruchs“. Mitten im tiefgreifenden Wandel unserer Arbeitswelt. In der sich Menschen laut Zukunftsforschenden nun permanent orientieren und lernen, sich immer wieder neu zu erfinden. Habe ich das nicht immer schon getan? In wechselnden, diversen Systemen und unter ganz unterschiedlichen Bedingungen? Von den entzauberten „Innovations-Mythen“ im ada-podcast abgeleitet, bringen mich zwei der neuen Interpretationen spontan zum Reflektieren.

Innovation: Ist eine Denkweise, die alle Annahmen und den „Status quo“, in Frage stellt.

Nach dem Mauerbau geboren, gehöre ich zu einer Generation, deren Bildungs- und Berufswege in der DDR prägend begannen. In einem System, das sich mit „Unser oder kein Weg“ gesellschaftlich programmierte. Und herausforderte, eine Haltung einzunehmen: Denn für angestrebte Bildungswege und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten blieb eine ideologische Anpassungsleistung zu erbringen. Die von Menschen auch verweigert und damit in Frage gestellt wurde. Es waren nicht zufällig Wenige, die sich weit vorm und im Herbst 1989 couragiert aufmachten: Mit Neugier, Mut und Unerschrockenheit ein System und seine Auswirkungen in Frage zu stellen. Für gleiche Chancen. Und Teilhabe an Möglichkeiten. Ein innovatives Aufbrechen, das zeitweise Denken über Handeln in den öffentlichen Raum und viel in Bewegung brachte.

Innovation: Ist „Flickenteppiche nähen“, also gestaltend mit dem umgehen, was es gibt.

Meint wohl auch das Ausloten eigener Möglichkeiten in einer vorgefundenen äußeren Welt. Um im Bild zu bleiben: Es sind mehrere „Flicken-Teppiche“ – Arbeitswelten – die durch meine Aus-Bildungen und Berufstätigkeiten verwoben bleiben. Nach Blockierungen in der DDR wurde ich konstruktiv Tischlerin und darauf bauend kunstgeschichts-interessiert Museologin. Ein kultureller Faden, den ich im vereinten, ungleichen Deutschland mit neuen Ideen, Dingen und Erlebnisräumen verknüpfte. Und mich – im Rahmen einer postulierten Leistungsgesellschaft – hoffnungsvoll, professionell weiterbildete: Als Wissenschaftliche Dokumentarin und Informationswissenschaftlerin. Tätig für neue Museen, Ausstellungen und digitale Publikationen, die als Bildungs- und Wissensangebote offen stehen: Via Zeitgeschichtliches Forum Leipzig, Archiv Stiftung Bauhaus Dessau oder der Deutschen Nationalbibliothek.
Heute bin ich weiter unterwegs: Als zertifizierter Coach für Menschen im Arbeits-und Kulturwandel. In dem Werte von Arbeit und Bildung neu zu bestimmen, neu zu verstehen und zu gestalten sein werden. Im angebrochenen Zeitalter der Kreativökonomie, in der mehr Menschen sich entfalten wollen. Und mehr denn je herausgefordert sind, auch für soziale Innovationen zu arbeiten.

Meine Ernte: Ich konnte schon mal Zukunft. Und ich möchte heute das Morgen mitgestalten.